Die Geschichte der Erfolge (und Misserfolge) von Nintendos vielen Konsolen gleicht einer Achterbahnfahrt. Zuerst (fast) konkurrenzloser Marktführer auf dem Videospielmarkt mit dem Nintendo NES und anschließend dem Super Nintendo, kam mit Sonys Playstation und Microsofts Xbox reichlich Leben in den Markt. Trotzdem war der N64 ein weiterer Riesenerfolg des Herstellers aus Japan.
Der erste Flop folgte mit dem Gamecube, von dem Nintendo weltweit nur knapp über 20 Millionen Exemplare verkaufte (zum Vergleich: das Konkurrenzmodell der Sony PlayStation 2 fandweltweit über 150 Millionen Käufer). Von vielen Experten bereits abgeschrieben, schlug Nintendo mit der Wii zurück und verkaufte über 100 Millionen Exemplare bis zum Produktionsstopp im Jahr 2012. Doch direkt darauf folgte der nächste Misserfolg mit der Wii U, von der sich bis heute nur knapp über 13 Millionen Exemplare verkauften.
Nun ist Nintendo zurück mit dem nächsten Streich – der Nintendo Switch. Viele Experten sehen in der Konsole die letzte Chance für Nintendo, sich wieder als einer der Marktführer auf dem Konsolenmarkt zu etablieren. Die Frage ist nun selbstverständlich: hat die Nintendo Switch das Zeug dazu, Sony und Microsoft den Kampf anzusagen?

Die Nintendo Switch: einzigartig und innovativ
Das gute gleich mal vorweg. Die Nintendo Switch schafft zu einem gewissen Grad, was die Nintendo Wii damals zu einem riesigen Erfolg machte: sie bietet ein Konzept, das zur Zeit auf dem Konsolenmarkt komplett einzigartig ist.
So besteht die Konsole in erster Linie aus einem Tablet, in das links und rechts die Controller der Switch (die sogenannten Joy-Cons) hineingesteckt werden können. Damit ist die Switch einerseits eine komplett mobile Konsole, was nach den bombastischen Erfolgen des Nintendo DS (154 Millionen verkaufte Exemplare) und auch des GameBoy und GameBoy Color (zusammen 118 Millionen) auch eine Menge Sinn macht, da Handheld-Konsolen auf jeden Fall eine Spezialität Nintendos darstellen.
Im Lieferumfang befindet sich jedoch auch eine Dockingstation, über die die Konsole auch auf einem Monitor oder Fernseher benutzt werden kann. Die Joy-Cons werden dann zusammengesteckt und können somit als Controller benutzt werden. Das Docken funktioniert übrigens komplett nahtlos und kann auch mitten im laufenden Spiel getan werden.
Insgesamt also auf jeden Fall eine clevere Sache, die sowohl die Bedürfnisse der ultramobilen Generation von heute wie die von eingefleischten Konsolenspieler befriedigen dürfte. Die Frage ist nun, wie sich die beiden Modi in der Praxis verhalten. Kann die Switch ihr riesiges Potential umsetzen?
Einsatz als Handheld-Konsole
Beim mobilen Einsatz der Switch fällt auf, wie extrem klein das Gerät wirklich ist. So ist die Konsole ungefähr so groß wie ein iPad Mini. Das Display ist dabei mit 6,2 Zoll (15,75 Zentimeter)Bildschirmdiagonale ein bisschen größer als zum Beispiel das der Playstation Vita (5 Zoll, 12,7cm). Dafür wiegt die Switch mit 398 Gramm aber auch fast doppelt so viel wie das Konkurrenzgerät von Sony (217 Gramm). Das liegt natürlich auch an der weitaus leistungsstärkeren Technik, da die Switch ja schließlich auch zur Nutzung auf dem Fernseher gedacht ist.
Zur Bildqualität kann gesagt werden, dass diese bei der Switch vollständig überzeugt. Zwar bietet der Bildschirm nur 720p, aber wegen der kleinen Größe ist dies auf jeden Fall ausreichend und das Bild ist insgesamt gestochen scharf. Durch das IPS-Display kann es außerdem auch bei seitlicher Betrachtung sehr gut verwendet werden. Und zu guter Letzt ist die Farbdarstellung wirklich extrem gut und erfreut das Auge.
Die Bedienung durch die Joy-Cons funktioniert insgesamt ebenfalls sehr gut und das Gerät liegt bequem in der Hand, allerdings bereitet der rechte Joystick in manchen Situationen ein paar kleine Probleme.
Eine weitere clevere Idee bei der Switch ist der sogenannte Tabletop-Modus. Dabei kann die Konsole auf einen mitgelieferten Standfuß gestellt werden und mit den Joy-Cons als Controller bedient werden. Auch Multiplayer-Sessions sind so zum Beispiel auf Zugfahrten problemlos möglich. Das ist insgesamt eine super Idee und funktioniert auch in der Praxis sehr gut.
Abschließend muss zum Handheld-Modus gesagt werden, dass die Batterielebenszeit mit maximal 3 Stunden ein bisschen knapp bemessen ist. Hier wäre ein größerer Akku auf jeden Fall schön gewesen, aber wegen des bereits recht hohen Gewichts kann man Nintendos Entscheidung hier verstehen. Zum Vergleich: andere mobile Konsolen bieten längere Laufzeiten, der Nintendo 3DS XL zum Beispiel über 4, und die PS Vita sogar über 5 Stunden. An die Leistung von Tablets wie dem iPad mini (10 Stunden) kommt aber keines der Geräte heran.
Einsatz als Konsole
Sobald die Switch in die Dockingstation gesteckt wird und diese über HDMI mit einem Fernseher verbunden ist, schaltet das Gerät innerhalb von einer Sekunde auf den Konsolenbetrieb um. Hier wird dann auch die Auflösung auf zeitgemäße 1080p umgestellt. 4K wird derzeit nicht unterstützt, aber es ist gut möglich dass irgendwann eine Updateversion der Konsole wie bei der Playstation Pro herauskommt.
Zur Grafik muss leider gesagt werden, dass diese bei den bis jetzt erschienenen Titeln nicht mit der Konkurrenz von Sony und Microsoft mithalten kann. Vor allem Titel wie das ansonsten geniale The Legend of Zelda – Breath of the Wild zeigen doch merkliche Grafikschwächen auf. Allerdings steckt die Konsole noch in den Kinderschuhen, und da ist es ganz normal dass die volle Grafikleistung der Konsole noch nicht ansatzweise ausgenutzt wird. Im Laufe der kommenden Monate und Jahre wird sich zeigen, was die Konsole wirklich zu bieten hat.

Abschließend muss leider auch noch erwähnt werden, dass der interne Speicher mit 32GB definitiv zu klein ausgefallen ist (zumal nur ca. 26GB davon genutzt werden können). Im Zeitalter der Softwaredownloads brauchen die meisten Nutzer auf jeden Fall mehr. Zum Glück kann der Speicher aber problemlos über SD- oder micro SD-Karte um bis zu 256GB erweitert werden.
Fazit
Die Nintendo Switch ist eine schwierige Geschichte. So kann sie als reine Heimkonsole genauso wie als Handheld-Konsole nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Als Hybrid ist sie allerdings ein sehr interessantes Gerät, das zusätzlich einige innovative Funktionen bietet, die sonst nirgendwo gefunden werden können (wie zum Beispiel dem Tabletop-Modus).
Zudem muss man fair bleiben und einsehen, dass die Switch erst seit ein paar Monaten auf dem Markt ist. Auch Geräte wie die PS4 hatten zum Start noch mit Problemen zu kämpfen. Erst im Laufe der Zeit wird sich zeigen, was die Entwickler wirklich aus der Technik und dem innovativen Konzept herausholen können.
Wer viel unterwegs ist und dabei nicht auf ein extra Gerät zurückgreifen will, der findet in der Nintendo Switch auf jeden Fall eine tolle Konsole, die ihm oder ihr jede Menge Spaß bereiten wird. Und mit exklusiven Titeln wie Zelda, Mario oder Mario Kart wird für eingefleischte Nintendo-Fans sowieso kein Weg an der Switch vorbei führen.